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Landvergnügen – Hauke interviewt Nicole

Landvergnügen ist bei uns derzeit ein heisses Thema – ich als Hauke-Schaf will wissen, meine Menschen (in diesem Fall Nicole) in dieser Hinsicht beschäftigt. Ich selbst habe ja immer lieber Abstand gehalten, seit gleich am Anfang zwei Mädels mich wild über die Weide getrieben haben. So konnten mich auch neulich die Schotter-Stücke nicht treffen, die in unsere Schafs-Gruppe geworfen wurden (wenn ich Nicole richtig verstanden habe, hatten die Werfer kein rotes Blut, komische Sache).

Nicole, was genau ist Landvergnügen?
Landvergnügen ist ein Stellplatzführer, in dem verschiedene Bauernhöfe, Weingüter etc. auf ihrem Hof für max. 24 h einen Stellplatz anbieten. Der Stellplatz an sich ist kostenlos, für Strom, Toilettennutzung usw. müssen Gebühren gezahlt werden.
Der Grundgedanke war, eine Win-Win-Situation zu schaffen, die Wohn-Mobilisten können sich einen Tag auf dem Hof aufhalten, die dortigen Angebote nutzen und Neues kennenlernen. Zumindest hatte ich das so verstanden.

Und was hat Dich daran angesprochen?
Ich habe gedacht, wenn ich ein WoMo hätte, wäre dies genau die Art Urlaub zu machen, die mir gefällt. Land, Leute, neue Dinge kennenlernen. Und habe dann – vielleicht ein Fehler – von mir auf andere geschlossen und dachte, genau solche Leute kommen dann auch hier her, mit vereinzelten schwarzen Schafen (pardon, liebe schwarze Schäflein aus meiner Herde)
Die Gäste waren also nicht so, wie Du Dir vorgestellt hast?
Ein Teil schon, wir hatten wirklich ganz, ganz tolle Gäste. Leider die Minderheit.
Was hat Dich am Gros der Gäste gestört?
Es ging den meisten WoMo-Fahrern nur darum, umsonst zu stehen. Aber mit Ansprüchen, der Platz sollte eben sein, es sollte der Komfort eines Camping-Platzes geboten werden, wir wurden als Dienstleister behandelt, sehr oft von oben herab. Als wäre es eine Gnade, dass die Leute bei uns auf dem Hof stehen. Einige haben unsere Hilfe genutzt und waren am nächsten Tag weg ohne überhaupt nur Danke oder wenigstens Tschüss zu sagen.
Dienstleister? Wie darf ich das verstehen?
Nun, wer Zucker/Salz/Milch usw. vergessen hatte, hat bei uns nachgefragt und sich selbiges „geliehen“. Wer Werkzeug brauchte, hat dies (und auch unsere Hilfe) bekommen. Wurde als selbstverständlich betrachtet, da ja (dies ist ein Zitat) schon für das Buch „Landvergnügen“ ein Vermögen ausgegeben wurde. Oder die Kinder… für deren Wohlbefinden und Wohlverhalten ich zuständig war, die Eltern hatten ja schliesslich Urlaub und sassen sich erholend mit einem Bierchen im Schatten. Und dafür dann nicht mal ein Danke – und auch kein Verständnis, dass ich durchaus anderes zu tun habe und die Eltern doch bitte ihrer Aufsichtspflicht genügen sollen. Auch wurde Müll und Grauwasser bei uns entsorgt, obwohl wir dies nicht anbieten. Oft kam auch nicht gut an, dass die Tiere schon „so früh“ gefüttert werden, ich könne da doch Rücksicht nehmen, wenn ich Gäste habe.
Aber es gibt auch schöne Erinnerungen?
Oh ja. Wir haben unsere liebe Andrea kennengelernt, die hat letztes Jahr die ersten schlimmen Eindrücke verblassen lassen. Auch sonst gab es noch einige nette Leute, im letzten wie in diesem Jahr. Die hoffentlich nochmals den Weg zu uns finden.
Und trotzdem willst Du aufhören?
Ja, ich ertrage die Unsicherheit nicht mehr, was für Gäste kommen. So oft habe ich mich auf meinem Hof nicht mehr wohl gefühlt, so oft wurde ich behandelt, als könne ich nicht bis drei zählen (doch, kann ich, eins, zwei, drei, viele….). Ein negatives Highlight hat sich auch sehr eingebrannt: ich hatte ein WoMo bewundert, da meinte der Besitzer, da hätte er auch richtig was hinlegen müssen dafür, das könne sich so jemand wie ich natürlich nicht leisten, da müsse man schon einen ordentlichen Beruf erlernt haben. Dieser Mensch hatte mich dann noch über eine Stunde in Beschlag genommen, bis alles so war wie er es wollte und er alles wusste, was ihn interessiert hat (z.B., was man denn für so einen Hof hinblättern müsste, wenn man ihn nicht erbt, ob ich das evtl. wüsste….). Ich hatte ihm dann erklärt, ich müsse nun wieder meinen Aufgaben nachgehen, wenn er noch Fragen habe, solle er sie gleich stellen, danach möchte ich bis zu meinem Feierabend bitte nicht gestört werden. Ja doch, ich habe noch „bitte“ gesagt.
Und, hat er sich dran gehalten?
Ich war kaum im Haus und dabei mich umzuziehen, da stand dieser Typ in meiner Schlafzimmertüre, weil er noch eine dringende Frage hatte. Die da lautete, wo denn der nächste Aldi sei, er bräuchte u.a. noch Eier. War einfach ohne zu klopfen durch die Haustüre in die Wohnung spaziert
Wieso hast Du nicht schon letztes Jahr aufgehört?
Ich dachte, im zweiten Jahr wird es besser…..
Weisst Du sicher, dass dem nicht so ist?
Hauki, Du kennst doch meinen Statistik-Tick und meinen erlernten Beruf… ich könnte da schon ein Data-Warehouse bauen, mit den gesammelten Daten, um nach WoMo-Grösse, Herkunfts(bundes)land, Alter (geschätzt) usw. Auswertungen zu fahren und damit mit hoher Wahrscheinlichkeit die Art des Gastes zu bestimmen. Und, nein, Namen und persönliche, sensible Daten habe ich dazu nicht aufgeschrieben.