Ich habe mir das ja lange angeschaut, die Schafe mit den Glöckchen um den Hals werden abends in Dreiergruppen weggeführt und kommen sehr zufrieden und irgendwie nach leckerem Futter riechend wieder zurück. Das wollte ich mir dann doch auch mal persönlich anschauen.
Beim ersten Mal ist es mir sogar gelungen, Chris zu täuschen und mich als das Mädchen auszugeben. Nicole hat schallend gelacht, als er mit mir am Führstrick zum Tor kam. Aber immerhin – ich durfte mit. Also Chris hat immer wieder Probleme, uns Schafe auseinander zu halten. Meine Schwester Eske verwechselt er oft mit dem Anneliese oder mit dem Moppi. Moppi, Schmitty und Romy verwechselt er sowieso ständig. Naja, meistens holt Nicole die Damen selbst ab, die lässt sich nichts vormachen. Aber egal, ich bin abgeschweift.
Also ich sag euch, auf dem Melkstand, da geht es lustig zu. Wir Schafe bekommen leckere Körner, leider ist die Ration doch immer sehr schnell verspeist, die könnte durchaus grösser sein. Neben dem Melkstand finden sich dann ab und an ein Huhn oder die Enten ein, wir sind dann so sozial und lassen auch mal was fallen. Auf unserem Rücken turnt Kater Julius rum, der darf immer den Vormelk-Becher austrinken. Er ist es auch, der mich daran erinnert, parat zu stehen, wenn es zum Melken geht. Denn er ist der Erste, der sich blicken lässt und der gegebenenfalls Nicole daran erinnert, dass es Zeit ist.
Gestern war ich mit Tante Romy „auf Arbeit“. Da wurde dann festgestellt, dass ich in der Tat der Grösste bin, bin ich doch dem vermeintlich grössten Schaf, also Romy, über den Kopf gewachsen. Nicole war total stolz. Aber einen Nachschlag Körner habe ich trotzdem nicht bekommen.
Mit auf den Melkstand dürfen derzeit auch einige Lämmer, damit auch sie gezielt eine Extra-Ration Futter bekommen. Ich versuche zwar immer wieder, in der Herde für Ordnung zu sorgen, wenn zugefüttert wird, aber, ach, der Geist ist willig, das Fleisch ist schwach – da kann ich mich dann doch als mal nicht zurückhalten und esse es lieber selber auf.